Ja, wir begeben uns in diesem Artikel einmal etwas Off-Topic. Die Essen Motor Show zählte in den vergangenen Jahren ja nie zu unserem Portfolio, doch 2017 wollte ich einmal wissen, wie sehr der Tuning Hype um japanische Fahrzeuge heute noch in Deutschland zu vernehmen ist. 

Vor bereits 16 Jahren erschien der erste Teil der Fast And Furious Filmreihe. Dieser Film war es, der die Tuning Szene weltweit und so natürlich auch in Deutschland erst so richtig aufblühen ließ. Zuvor immer etwas belächelt und durch Filme wie Manta Manta immer etwas eher in’s Lächerliche gezogen, machte Fast And Furious das Ganze nun salonfähig. Und von Anfang an, war es eine bestimmte Automarke – sogar ein ganz bestimmtes Fahrzeugmodell, welches die Tuningszene hierzulande besonders in Atem hielt. Der Nissan Skyline von Bryan O’Connor – gespielt vom unvergessenen Paul Walker. Zeit für uns einmal einen Blick auf die deutsche Import-Szene zu werfen und vielleicht sogar den Blick einmal über den Tellerrand schweifen zu lassen. 

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Auch im Jahre 2017 haben die Veranstalter der Essen Motor Show ein sattes Programm aufgefahren. Zur 50. EMS feierten mehr als 500 Aussteller zusammen mit 356.000 Besuchern vom 1. – 10. Dezember das runde Jubiläum. Komplett entgegen der eisigen Temperaturen draußen, wurde es in den Messehallen heiß, denn emotionale Präsentationen von Neuwagen sowie Tuning-Fahrzeugen sorgten für Furore. Doch lasst uns doch einmal gemeinsam einen Blick auf ein paar der ausgestellten Fahrzeuge werfen: 

Copyright: Ohanami.de

Wir sehen also: Deutschlands Import-Szene nimmt sich ernst. Doch kommt sie auch an ihr japanisches Vorbild heran? Wie facettenreich Japans Autoszene ist, seht ihr zum Beispiel in diesem Video:

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Die Tuningstile in Japan sind also offensichtlich etwas anders als bei uns. Während sich das Ganze hierzulande immer weiter in Richtung dezentes Veredeln entwickelt, scheint es sich in Japan eher darum zu drehen, mit seinem Fahrzeug aufzufallen oder sich selbst zu verwirklichen und das Auto zu einem Teil seiner Persönlichkeit zu machen. 

Dabei machen die Japaner vor keiner Art Fahrzeug halt. Da gibt es zum Beispiel die Dekotora (デコトラ das kommt von Deko [Decoration] und Tora [Truck]) – das sind Trucks die mit viel Mühe und Geld mit tausenden von LEDs und metallenen Applikationen dekoriert werden. Typisch bei diesen Umbauten sind die teilweise weit ausladenden, polierten Anbauteile aus rostfreiem Edelstahl und natürlich die grellen LEDs. Der Stil entstand wohl in den späten 70er Jahren und wurde vor allem durch den Anime Gundam beeinflusst und inspiriert. Mittlerweile gibt es sogar eigene Videospiele und Designsimulatoren die sich mit Dekotora beschäftigten. 

Dekotora werden ja schon sehr kostspielig und genau so kostspielig geht es hier in unserem kleinen Tuning Exkurs auch weiter – die sogenannten bōsōzoku (暴走族) Style Cars sind dabei Fahrzeuge die oftmals illegal so umgebaut werden, dass sie besonders laut sind oder optisch auffallen. Sie werden in der Regel mit der Yakuza assoziiert, weil die Fahrer oftmals durch rücksichtsloses und / oder gefährliches Fahren im öffentlichen Straßenverkehr auffallen. Die meisten Fahrer dieser Fahrzeuge sind dabei aber nicht darauf aus, Verbrechen zu begehen, sondern beschränken sich auf Verletzungen der Verkehrsgesetze. Berühmt sind hier vor allem die personalitsierten Supercars wie zB die mit LEDs verzierten, lauten Lamborghinis. Mit reflektierenden Folien und grellen Lichtern ausgestattet, blitzen sie sich den Weg durch Tokyos Straßen. In den japanischen Rotlichtbezirken sind diese Fahrzeuge häufig anzutreffen. 

Ein Stil der unseren derzeitigen Vorlieben wohl am nächsten kommt, ist der VIP-Style (bippu). Der ebenfalls ursprünglich mit der Yakuza assoziierte Tuningstil befasst sich zumeist mit dem Verändern von heckangetriebenen, teuren Limousinen. Das Ganze lässt sich in Angesicht der bereits vorgestellten Styles, für japanische Verhältnisse durchaus als dezent darstellen – so beinhaltet der VIP-Style meistens nur das Verändern der Fahrzeughöhe und Felgen/Reifenbreite und manchmal auch das Anbringen von Bodykits. Der Begriff „Stance“ ist auch in Japan ein Begriff – und so profiliert man sich großteils mit extremen Tieferlegungen und weit herausstehenden Rädern / sehr auffallenden Sturzwinkeln. 

Ein Style, der auch hierzulande teilweise bereits zu sehen ist, ist der sogenannte Itasha (痛車) Style. Itasha modifizierte Fahrzeuge fallen durch ihre aufwendige Beklebung mit Charakteren aus Anime und Manga auf. Itasha leitet sich dabei von den japanischen Worten itai (schmerzhaft) und sha (Fahrzeug) ab und soll wohl ursprünglich abwertend auf die Otaku Subkultur in Japan bezogen worden sein. Allerdings könnte man damit auch sagen wollen, dass der Style sehr schmerzhaft für den eigenen Geldbeutel werden kann – die Fahrzeuge werden nämlich mit einzigartigen custom Designs in einer Komplettfolierung beklebt. Eine einfarbige Folierung kann bei uns in Deutschland ja schon locker in die 4 stelligen Kostenbereiche gehen. Fahrzeuge dieser Art sind vor allem in den Bezirken Akihabara in Tokyo, Nipponbashi in Osaka oder Osu in Nagoya zu sehen. Seit etwa 2008 gehen Motorsport Teams auch bei Rennen mit Itasha Designs an den Start. 

Und wie sieht’s mit euch aus? Würdet ihr euer Auto in einem dieser Styles veredeln wollen? 

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