Eines schon mal vorab: Wenn ihr eine Band erwartet, die mit einem neuen Album eine 180 Grad Wendung macht, dann braucht ihr hier gar nicht erst weiterlesen. AVANTGARDE ist ein lynch. Album wie man es erwartet, aber das ist auch gut so! Mit AVANTGARDE veröffentlicht die Nagoya-Kei Band lynch. das mittlerweile neunte Album in ihrer Bandgeschichte. In der jüngeren Vergangenheit sind bereits Previews zum neuen Werk, sowie das PV zum Song F.A.K.E. erschienen, was bereits Lust auf die neue Scheibe gemacht hat. Also kommen wir direkt zum Review.

lynch-avantgarde-artwork

Nach einem kurzen Intro entschied die Band sofort einen ziemlich lynch. typischen Track unterzubringen. EVIDENCE bringt den gewohnten Sound der Band direkt auf den Punkt. Die Ähnlichkeit zu bisher erschienenen Tracks ist auffällig aber nicht störend. Im Gegenteil – man fühlt sich direkt zu Hause. Sofort zu Beginn gibt es wahnsinnige Screams von Frontmann Hazuki zu hören, dessen extrem wandelbare Stimme schon immer das Aushängeschild der Band darstellte. Untermalt wird das Ganze von wummernden Bassdrums, harten, provozierenden Gitarrenriffs und dezenten Synthie Sounds. Mit den Opening Vocals „Are you fucking ready, GO!“ wird das voll auf die Fresse Konzept des Songs kraftvoll unterstrichen.

Darauffolgend ist PLEDGE ein deutlich ruhiger Song. Mit merkbar weniger Beats per Minute, den eingespielten Background Instrumenten und einer sehr ruhigen, melodischen Gesangsstimme ist dieser Song schon etwas anders als der gewohnte lynch. Track. Man hört wie sich die Band hier an neue Elemente heran getraut, allerdings auch keine zu krassen Experimente durchgeführt hat. Das Ding ist ein toller Track geworden und definitiv eine passende Überleitung zu F.A.K.E.

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F.A.K.E. ist ein wahnsinnig mitreißender Track. Dominiert wird er von cleanen Vocals. Zur Halbzeit des Songs servieren lynch. einen knackigen Breakdown gefolgt von einem Slap Bass Solo. Zum Ende von Akinoris Solo hin steigt die Band langsam ein und baut den Höhepunkt des Tracks auf. Mit der letzten geslappten Note explodiert der Song regelrecht. Screams und Shouts untermalt von satten Gitarrentracks laden regelrecht zum Headbangen ein. Bei diesem Track kann man kaum still sitzen bleiben. Er ist einer dieser, die man im Radio oder auf einem Dancefloor erwartet und genau da passt ein solch tanzbares Stück auch hin.

Der etwas kürzere Zweiminutentrack DAMNED ist nicht schlecht, aber auch nichts großartig Besonderes. Der Breakdown macht Bock, die Instrumente sind knackig abgemischt und die cleanen Vocals dieses Songs haben schon Ohrwurm Potential. Persönlich hätte ich mich über einen längeren cleanen Part gefreut. DAMNED führt den Hörer zu einem doch etwas anderen Track der Band. Zumindest habe ich UNELMA bisher noch mit keinem bereits veröffentlichten Stück der Band assoziieren können. Die Unterbringung von UNELMA genau in der Mitte des Albums hätte nicht besser sein können. Für mich ist der Song einer der Favoriten auf AVANTGARDE der mit einer schönen Melodie durchzogen ist, aber trotzdem die Nagoya-Kei typische Härte rüberbringen kann. Er erinnert an Werke aus den frühen Visual Kei Zeiten wurde aber trotzdem mit dem typischen lynch. Sound signiert.

PHANTOM ist für mich der beste Track des neuen Albums. Sehr ruhig, fast schon eine Ballade und durchzogen von einer unglaublich guten Arbeit der beiden Gitarristen. Der Delay Effekt von Yusukes Gitarrensound ist das, was dieses Stück ausmacht. Hazuki schafft es seine Vocals samtweich aber doch irgendwie bestimmt herüberzubringen. Während ich dieses Review verfasse und immer wieder in den Track reinhöre, erwische ich mich öfter, wie ich einfach die Augen schließe und das perfekte Arrangement genieße und auf mich wirken lasse. PHANTOM lädt zum Träumen ein und ist genau richtig, für einen dieser Momente in denen man einfach einmal kurz abschalten und die Welt um sich herum ausblenden will. Ein wirklich wundervolles Gitarren-Solo ist dann noch das Sahnehäubchen auf diesem sehr ansprechenden Stückchen Kuchen.

Während die letzten Klänge von PHANTOM eure Ohren erreichen, solltet ihr schon mal Platz für den nächsten Song schaffen. KILLING CULT ist ein weiterer, sehr tanzbarer Track, der mit harten Beats und einer leicht psychedelischen Note daherkommt. Es sind Titel wie dieser, die richtig Bock auf eine Live-Tour zu einem neuen Album machen und ich schätze, dass gerade KILLING CULT einer der mitreißenden Momente sein wird, auf den das Publikum den ganzen Abend wartet.

Bei PRAYER muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich an dieser Stelle ein Deja Vu erlebt habe. Ich habe mir das Album während der Arbeiten an diesem Review sicherlich 10-15 Mal angehört, aber nie richtig realisiert, warum mir PRAYER so bekannt vorkam, bis ich schließlich begann die einzelnen Tracks im Shuffle Modus zu hören und F.A.K.E. direkt nach PRAYER erklang. Da ich F.A.K.E. allerdings für sich allein stehend schon ziemlich gut fand, reihte sich PRAYER als eine Art Fortsetzung des Songs ein und sorgt für mich für eine tolle Einleitung des Endspurts von AVANTGARDE.

NEEDLEZ ist ein weiterer zweiminütiger Uptempo Song, der auf mich allerdings abgesehen von der Bridge eher den Eindruck machte, als wollte man hier eine Lücke füllen. Kein besonderer Track.

THE OUTRAGE SEXUALITY hingegen ist dann wieder einer der Momente auf den man sich beim Hören freuen kann. Ein weiterer Auf-die-Fresse Song, schön abgerundet und Live sicher ein richtiger Ausraster.

Mit FAREWELL geben sich lynch. einen angemessenen Abgang. Sehr melancholisch und mit dem gleichen Delay Effekt wie schon in PHANTOM, wirkt FAREWELL sehr träumerisch. Hazukis Stimme passt sich wieder hervorragend an den Backing Track an. Für mich ist es die Bassline die hier besonders herauszustellen ist, da sie den Song wie einen roten Faden durchzieht und ihm eine Richtung verleiht. Die darauf aufbauende Gitarrenmelodie rundet FAREWELL unglaublich gut ab und macht das Ganze zu einem super Outro.

Nach 43 Minuten Spielzeit ist AVANTGARDE durch, jedoch noch lange nicht aus dem Kopf. Höhepunkte wie angesprochene Gitarrenmelodien, Hazukis cleane Gesangstimme aber auch die aggressiven Shouts und Screams bleiben hängen und verführen zum erneuten und immer-wieder-Durchhören des Albums. AVANTGARDE ist für jeden Nagoya Kei zu empfehlen und da sich lynch. hier durchaus nicht neu erfunden haben stellt für Fans der Band einen einhundertprozentigen Kaufgrund dar.

AVANTGARDE ist lynch.’s neuntes Studioalbum und ist am 14. September 2016 unter King Records erschienen. Die weltweite Veröffentlichung des Werkes steht unter der Verantwortung von Okami Records. Eine spezielle Europaversion der CD wird am 07.10.2016 released und enthält eine exklusive Verlosung. (Wir halten euch auf dem Laufenden!) lynch. bestehen aus Hazuki (vo), Reo (gt), Yusuke (gt), Akinori (bs) und Asanao (dr). Die Band wurde 2004 gegründet und hat seitdem einige Änderungen in der Besetzungen durchmachen müssen, ist aber ihrem ursprünglichen Sound immer treu geblieben.

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